homify 360°: Lichthaus in Japan

Elisabeth Liebing Elisabeth Liebing
House for green,breeze and light, Yaita and Associaes Yaita and Associaes Modern houses
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Das Wohnhaus, das wir euch heute vorstellen, liegt in einem Wohngebiet namens Denenchofu, einem Vorort des pulsierenden Stadtzentrums von Tokio. Dieses Areal wurde vor etwa 90 Jahren entwickelt, basierend auf den Ideen von Eiichi Shibuzawa. Es entstand der Gedanke, eine Gartenstadt auf einem Hügel zu errichten: Die erhöhte Position soll stets für eine sanfte Brise sorgen und das Wohngebiet anhand einer üppigen Vegetation säumen. Die Idee wurde in die Tat umgesetzt: Um die Flora zu fördern, gelten in diesem Gebiet strengere Gesetze zur Einhaltung der Umweltphilosophie. Eine Norm besagt, dass Häuser einen Abstand von mindestens zwei Metern zur Grundstücksgrenze aufweisen müssen, um den entstehenden Bereich zu begrünen.  

Ansicht

​Prägnantes Gestaltungselement sind die abgerundeten Ecken des Domizils. Ein Panoramafenster öffnet die Fassade zur Straßenseite hin, um die Landschaft zu erfassen und diese zu reflektieren. Fertiggestellt wurde das Wohnhaus im April diesen Jahres, es bietet eine Wohnfläche von 145 Quadratmetern.

Rückseite

Umgeben von traditionsreichen Kirschbäumen, die sich im Frühjahr in ihrem rosafarbenen Gewand kleiden, ragt der weiße Kubus über die Astspitzen. Die Rückseite lässt dem Vorbeigehenden Raum für Spekulationen, da sich die weiß verputze Fassade introvertiert zeigt: Ein Schlitz, der sich vom Erdgeschoss bis hin zum zweiten Geschoss zieht, lässt keine Einblicke gewähren und fördert geschickt die Neugierde.

Der Zaun

​Eine hohe Mauer grenzt den öffentlichen Bereich von dem privaten Areal ab. Der Zaun ist ein wesentlicher Bestandteil eines japanischen Gartens. Traditionsgemäß haben die Außenwände große Schiebetüren, die, wenn sie geöffnet werden, von innen her eine unbeschränkte Aussicht auf den Garten bieten. Die in einiger Entfernung stehende Gartenmauer oder Umzäunung ist demnach die einzige echte Begrenzung auf dem Grundstück. Sie nimmt die architektonischen Linien und die Materialien des Gartens wieder auf und umschließt den gesamten Lebensbereich, den das Haus, die Familie und die Natur miteinander gemeinsam haben.

Brüstung

​Kaum zu erkennen ist die Brüstung. Eine gläserne Scheibe dient hier als Absturzsicherung und greift gestalterisch nicht in die umliegende Natur ein. Es entsteht ein sauberer Rahmen, der die grüne Oase in Szene setzt. Die Loggia stellt einen geschützten Außenraum dar, der auch bei Regen verwendet werden kann. 

Karakami

Die Westseite wurde mit einem Karakami eingerichtet, besser bekannt unter einem Fusuma: Das sind Schiebeschirme oder Türen, die als Raumteiler in traditionellen japanischen Häusern dienen. Üblicherweise bestehen diese aus einem Holzrahmen, der mit Stoff oder Papier bespannt wurde. In den meisten Fällen verlaufen sie über die gesamte Wandbreite, wobei sich dahinter sowohl ein anderer Raum, als auch ein Schrank bzw. eine Abstellkammer befinden können. In der hier zu sehenden verkleinerten Form, führt das Öffnen der massiven Türen zu einer frischen Brise und zusätzlichem Licht.

Raumgefühl

Zur Innenseite öffnet sich das Haus anhand der großformatigen Fensterflächen. Es entsteht ein absolut heller und großzügiger Raum. Viel Wert wurde auf ausschließlich hochwertige Materialien gelegt, die sich hier in Chrom, Holz und Stein zeigen.

Möblierung

​Die sparsame Möblierung erstreckt sich durch das ganze Haus und ist ein wichtiger Teil der japanischen innenarchitektonischen Tradition. Die Küche wurde nicht in den Wohnraum intergiert, sondern ist verschlossen hinter Türen.

Lichtspiele

Für interessante Licht- und Schattenspiele sorgen die bündigen Glasflächen des Flachdaches, die das Innere des Hauses auflockern. Der Lichthof ist ein offener mit Glas überdachter Teil, der zur Belichtung der umliegenden Räume dient. Der Lichthof bietet eine gute Möglichkeit, um Fassaden nicht durch Öffnungen zu unterbrechen und so die Hülle besonders strukturiert und klar zu gliedern.

Möblierung

Der Bereich unter dem Lichthof profitiert enorm von dem vertikalen Licht. Intelligent ist die Verwendung von Raumelementen als Möbeln. Hier läuft an der gebogenen Wandecke ein niedriges Sideboard entlang. Dies dient zum Einen als Sitzfläche, auf der anderen Seite räumt es eine erstaunlich große Menge für Stauraum frei. Das Prinzip des Kaschierens ist in Japan üblich und hat lange Tradition: Nichts soll dem Besucher Aufschluss über das Privatleben geben.

Gegensätze

Absolut konträr verhält sich der begrünte und wilde Außenbereich zum Interieur. Im Inneren herrschen Ordnung, Geradlinigkeit und der rechte Winkel. Die Grünfläche des Gartens ist dagegen ungezähmt und wild. Diese Gegensätze scheinen sich auszugleichen und in einer natürlichen Symbiose zu kooperieren.

Ein weiteres Ideenbuch zur japanischen Architektur findet ihr hier: homify 360°: Minimalistische Hauserweiterung in Japan

Architekten: Hisaaki Yaita, Naoko Yaita 

Fotograf: Shigeo Ogawa 

Projekttitel: House for Green Breeze and Light

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