Welche Dachform für mein Haus?

Elisabeth Liebing Elisabeth Liebing
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Wenn man an sein Traumhaus denkt, steht zu Beginn die Form fest. Man hat also ein klares Bild vor Augen, das genauestens mithilfe der Konturen geschaffen wird. Größten Einfluss haben neben den Wänden die Dachform. Diese bildet im Gesamten betrachtet das Gesicht des Hauses und formt ungemein den Charakter.

In der Baugeschichte gibt es wohl kein Element, das so sehr Trends unterliegt wie die Dachform. Auch wir werden enorm von der vorherrschenden Bauform beeinflusst. Heute können Dächer in den unterschiedlichsten Formen geplant und gebaut werden und sorgen so für eine bunte Mischung in der Welt der Architektur. Früher wiesen die Dachformen ein sehr einheitliches Bild auf und werden heutzutage in unterschiedlichsten Varianten umgesetzt. 

Ihr mögt es lieber schlicht und klar, dann seid ihr wohl eher der Flachdachtyp. Oder eher verspielt, dann sind Walmdächer bestimmt etwas für euch. Treffen diese Klischees und Aussagen tatsächlich zu? Ihr könnt es uns ja in den Kommentaren verraten. Aber zuvor möchten wir euch heute unterschiedliche Dachformen zeigen und die Vor- und Nachteile sowie die baulichen Kniffe klären.

Satteldach

Beginnen wir mit einem absoluten Klassiker: dem Satteldach. Diese geradlinige und schlichte Form ist in Deutschland besonders populär, da sie mit einigen technischen Raffinessen aufwartet, die wir euch im späteren Verlauf noch genauer erklären möchten. Ganz einfach gesagt, setzt sich das Dach aus zwei zueinander geneigten Dachflächen zusammen, die am höchsten Punkt aufeinander treffen. Das häufige Aufkommen erklärt sich insbesondere in Deutschland aufgrund des Wetters, da Regen und Schnee einfach von der Fläche gleiten sollen. Speziell im Süden Deutschlands, wo es zu viel Schneefall kommt, ist der Neigungsgrad weniger steil, um einem unkontrollierten Abrutschen der Schneemassen entgegenzuwirken. Die Konstruktion eines Satteldaches ist vergleichsweise einfach und aufgrund der rechtwinkligen, geraden Konturen überaus zeitlos. Eine große Bandbreite an Gestaltungen ermöglicht den Bauherren dem Dach seinen eigenen Charme zu verleihen wie zum Beispiel die Integration von Dachgauben oder Dachfenstern. Des Weiteren lassen sich unterschiedliche Gestaltungsformen erreichen, indem man in der Größe des Dachüberstands variiert. 

Ein weiteres Beispiel für ein Haus mit geringem Dachüberstand haben wir hier: Einfamilienhaus mit Wow-Effekt

Pultdach

Wie der Name des Pultdaches bereits verrät, leitet sich der Begriff von einem Pult ab. Das Dach zeichnet sich in den meisten Fällen durch nur eine geneigte Dachfläche aus. Dadurch entsteht eine moderne Gestalt, die im Moment besonders die Herzen der jungen Bauherren entflammt. Der praktische Vorteil zu einem Satteldach ist, dass ein Haus mit Pultdach immer ein Vollgeschoss aufweist. Üblicherweise ist die Konstruktion ein einseitig geneigtes Sparrendach. Bereits seit der Industrialisierung hat sich diese Dachform insbesondere bei Nebengebäuden wie Garagen oder Lagerhallen durchgesetzt, da sie eine besonders kostengünstige Variante darstellen. Neben den relativ überschaubaren Kosten weisen sie einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil auf: die Errichtung. Traditionell weist die Ausrichtung gen Wetterseite, damit ist die Nordwestseite gemeint, um Schnee, Regen und Wind weitestgehend abzuhalten. Eine Ausnahme bilden jedoch Pultdächer, denn diese – mit einer Solar-Warmwasseraufbereitung oder Fotovoltaikanlage ausgestattet- sind gen Süden ausgerichtet, um den größtmöglichen Nutzen zu erreichen. Entscheidet man sich für Fotovoltaikmodule, können diese auch als eigentliche Dachdeckung verwendet werden.

Flachdach

Wer heutzutage baut, der plant sein Haus in der Regel mit einem Flachdach. Die Geschichte dieser Dachform ist erstaunlich alt und beginnt nicht, wie viele meinen werden in den 1920er-Jahren, sondern war bereits in der Antike bekannt. So bauten die Griechen ihre Gebäude, wie etwa die Tempel, mit einem flachen Dach. Die Erklärung für die Dachform ist erstaunlich leicht. Eine ebene Fläche bedeutete geringe bauliche Anstrengungen und somit eine schnelle und kostengünstige Lösung vorallem in warmen Ländern, in denen es wenig regnet. Als in den 1960er-Jahren der Bungalow mit Flachdach in Deutschland zu einem Trend wurde, wiesen die Gebäude jedoch eine Schwachstelle auf: sie waren in vielen Fällen undicht. Dieser Mangel beschädigte den Ruf der Dächer enorm. Inzwischen hat sich das Image der Flachdächer extrem gewandelt. Nicht zuletzt, weil die Technik extreme Fortschritte gemacht und sich die wasserdichte Dachabdichtung der Fläche verbessert hat. Die Entwässerung eines Flachdaches geschieht über mehrere Stellen, die entweder extern oder über ein internes Rohr abgeleitet wird.

Zeltdach

Wer symmetrische Formen mag, der könnte ein Liebhaber des Zeltdaches werden. Denn diese Dachform lässt sich nur auf einem annähernd quadratischen Grundriss errichten, sodass man relativ eingeschränkt ist. Dies erklärt, wieso diese Form in Deutschland nicht allzu häufig anzutreffen ist, denn in der Regel steht bei der Planung zuerst das Raumprogramm, von dem sich die eigentliche Struktur ableitet, und zuletzt das Dach, das aufgesetzt wird. In der eigentlichen Steigung des Daches ist man völlig frei, sodass die Kontur einen großen Spielraum bereitstellt. Größter Vorteil ist, dass man in den unterliegenden Geschossen die Räume vollwertig ausnutzen kann und somit auch gewöhnliche Fenster in die Fassade eingesetzt werden können. Auch wenn man meinen mag, dass diese Form eine relativ neuartige Version ist, wird man überrascht sein. Denn Zeltdächer finden besonders häufig auf Kirchen Verwendung, wo der First, also der höchste Punkt, an denen die Flächen zusammentreffen, besonders hoch ist. Neben dem Zeltdach ist außerdem der Name des Pyramidendaches weit verbreitet.

Mansardendach

Flaniert man durch alte Vorstädte, findet man herrschaftliche Häuser mit Mansardendächern extrem oft. Grund dafür ist, dass man damals neben dem größeren Platzangebot auch von steuerlichen Vorteilen profitierte. Denn vor über einem Jahrhundert zählte der Raum unter einem Mansardendach nicht als Vollgeschoss, sodass die Grundsteuer, die nur an einem Vollgeschoss gemessen wurde, wesentlich günstiger war. In der Regel waren diese sogenannten Mansardenwohnungen den Bediensteten vorbehalten. 

Heute sieht man die extravagante Dachform seltener, da sie mit einem höheren baulichen Aufwand und aufgrund dessen mit höher liegenden Kosten verbunden ist. Bei einem Mansardendach handelt es sich im Übrigen um ein horizontal, zweigeteiltes Satteldach, das jedoch verschiedene Steigungen besitzt. Aufgrund dieser Bauweise entstehen direkt unter dem Dach große Räume, die in den meisten Fällen mit Dach- oder Gaubenfenstern versehen werden, um einen hellen Innenraum zu kreieren. Wer also seine Geschosse vollständig ausnutzen möchte,für den stellt ein Mansardendach die optimale Lösung dar, auch wenn dieser Eingriff mit erhöhten Kosten verbunden ist.

Walmdach

Eine der ältesten Dachformen stellt das Walmdach dar. Dieses weist anders als das Satteldach an den Schmalseiten des Hauses Dachflächen auf, die sich mit den tieferliegenden Nachbarflächen des Daches auf einer Ebene befinden. Die Verbindungsstücke werden Walm genannt. Das Walmdach bietet neben seiner allseits geneigten Flächen großen Schutz vor Witterung. Zudem bewahren die Dachüberstände die Fassade vor Feuchtigkeit. Der Raum unterhalb der Konstruktion bietet allerdings nicht so viel Platz wie unter dem Mansarden- oder Zeltdach. Um diesem Problem entgegenzuwirken, sieht man des Öfteren integrierte Gauben in den Dachflächen, da diese nicht nur für Lichteinfall, sondern zudem auch für ein zusätzliches Platzangebot sorgen. Besonders häufig findet man diese Art von Dach in deutschen Regionen, die oftmals Regen und Schnee ausgesetzt sind, da sich die Form wie Eingangs bereits beschrieben, dafür anbietet. Aber nicht nur in Deutschland findet diese Art Fans, ebenso in mediterranen Ländern wie Italien kann man das Walmdach in weniger steiler Ausführung finden.

Krüppelwalmdach

Eine besondere Form des Walmdaches ist, wie der Name bereits vermuten lässt, das Krüppelwalmdach. Die eigentliche Konstruktion leitet sich vollständig von dem großen Bruder ab, zeigt jedoch an den Seitenpartien Flächen, die nicht bis zu den Traufen reichen, sondern etwa nur bis zur Hälfte. Ein anderer Begriff ist auch für das Krüppelwalmdach Satteldach mit Krüppelwalm, da sich das Satteldach deutlich ablesen lässt. Neben dem Krüppelwalmdach existiert noch eine weitere Abwandlung, die sich Fußwalmdach nennt. Bei dieser Variante trägt das Haus ein klassisches Satteldach und ist an den Seitenpartien im unteren Bereich mit jeweils einem Dachstück verbunden, das sich abgewalt nennt.

Bebauungsplan

Zuletzt möchten wir allen zukünftigen Bauherren noch eine wichtige Information mit auf den Weg geben. Denn wer baut, der muss sich an einige Regel halten. Vor Beginn der Planung müssen die Fachplaner einen Blick auf den Bebauungsplan oder kurz B-Plan werfen. Dieser schreibt in den meisten Fällen einige grundsätzliche Bebauungsregeln vor, die auch die Form des Daches beinhaltet. Diese Vorgabe dient dazu, ein Gebiet homogen zu bebauen und dadurch ein sauberes, städtebauliches Gesamtbild zu schaffen. Sicherlich gibt es auch Ausnahmen oder Befreiungen, die von dem vorgeschriebenen Plan absehen. 

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